wie schon in den ersten beiden teilen meines reiseberichts (teil 1 findest du hier:
klick!, teil 2 hier:
klick!) zu unserem diesjährigen roadtrip beschrieben, reisten der mann und ich mit dem wohnmobil. das hat so viele vorteile, dass wir uns momentan kaum eine bessere art des reisens vorstellen können. wir waren früher auch oft mit dem zelt unterwegs, das campen im wohnmobil ist aber ganz klar die luxusvariante (die ich jetzt auch nicht mehr aufgeben möchte). neben dem fahrbaren untersatz ist es quasi unser home away from home. wir haben alles dabei, das uns reisen bequem macht und trotzdem natürlich volles urlaubsfeeling. öfters beobachten wir camper, die aus ihrem wohnwagen oder -mobil aussteigen und quasi den gesamten hausrat inklusive brotaufstrich, konservendosen und bier auspacken. wir sind da eher reduziert unterwegs und bringen nicht unseren alltag mit, sondern wollen lieber aus dem alltag aussteigen und neues kennen lernen. dazu gehört auch lokale spezialitäten zu probieren und zum beispiel eben nicht das gleiche bier zu trinken, wie zuhause auch. trotzdem genieße ich es natürlich, mein eigenes kopfkissen, tisch und stühle dabei zu haben - im unterschied zu früheren urlauben, in denen wir am boden saßen und uns rücken an rücken lehnten. das war auch schön, precious memories und so, aber die zeit ist irgendwie vorbei. man wird älter.
im dritten und letzten teil berichte ich vom letzten reiseabschnitt, der uns von Kalabrien auf Sizilien führte. wir fuhren von Apulien auf der Strada Statale Jonica nach Kalabrien. schon vorher wurden wir gewarnt, dass im Süden von Italien auf den straßen quasi anarchistische zustände herrschen würden. das kann ich überhaupt nicht bestätigen. alles ganz gesittet, kaum verkehr und keine zwischenfälle. aber wer weiß - vielleicht hatten wir einfach glück?
gelandet sind wir schließlich in Tropea. die karibik italiens nennt man die stadt oder vielleicht auch die gegend um Tropea. Kalabrien überzeugt eindeutig auch durch großartige strände, tolle buchten und wenige ausländische touristen. einheimische dafür umso mehr. Tropea liegt auf einem steilen hügel, den man vom strand aus über einige treppen leicht erreichen kann. der ausblick ist fantastisch und bei guter sicht sieht man bis Stromboli. die sonnenuntergänge waren atemberaubend.
ein paar tage konnten wir es hier leicht aushalten, viel zu sehen gab es allerdings nicht. allabendlich erklommen wir die treppen in den ort, wir campten natürlich unten am strand. im sehr touristischen dorf gab es neben köstlichen, aber überteuerten kandierten pistazien auch herrliches gelato, touri-ramsch und ein paar noblere boutiquen, in die ich nicht rein ging. außerdem gab es sehr viele, wirklich vorzügliche restaurants, ein paar davon eher hole-in-the-wall-mäßig versteckt. es hat sich absolut gelohnt ein wenig in den gässchen zu schlendern.
Tipps für Tropea:
- Camping Marina del Convento: super Lage, direkt am Strand, sauber und freundliches Personal
- Essen: Al Pinturicchio liegt wunderschön in den engen Gassen der Stadt und die Pizza war hervorragend. Die Taverna L'Antica Grotta überzeugt ebenfalls durch ihre Lage. Die Pizza war nicht aufregend, die Spaghetti allo Scoglio dafür sehr.
- Strand: Der öffentliche Strandabschnitt, den man von Bildern kennt, ist voll, voller, am vollsten. Trotzdem ist es auf alle Fälle den Blick aus dem Wasser auf den Strand und zur Stadt hoch wert.
nächster halt: Sizilien. von Tropea sind wir die relativ kurze strecke zum hafen nach Villa San Giovanni gefahren. die fähre hatten wir nicht vorher gebucht, deshalb hatten wir auch keine ahnung, wie das laufen würde. von stundenlangen wartezeiten im august hatten wir vorher jedenfalls gelesen. es war dann so: wir kamen an, wurden mit dem wohnmobil in die warteschlange eingewiesen, haben das ticket gekauft und sind auf die fähre gerollt. dauer insgesamt: nicht mal 20 minuten. mit auf der fähre war übrigens auch ein gefangenentransport, was ich ziemlich kurios fand. die fährfahrt dauerte nur ungefahr 45 minuten. auf dem schiff machten wir es wie die einheimischen und genehmigten uns ein spätes frühstück. wir bestellten uns 2 köstliche arancini. die gefüllten, frittierten reisbällchen schmeckten überraschend gut, die fähre und der kiosk wirkten nämlich eigentlich eher so, als hätten sie ihre besten tage längst hinter sich. wir rollten von der fähre und düsten nach Taormina. Chiara vom pastakurs in Rom hatte mir den ort ans herz gelegt, schon allein wegen dem herrlichen granita, das es dort geben sollte.
Taormina liegt romantisch auf einem hügel mit blick auf den ätna. unser lager haben wir ein paar kilometer entfernt in Letojanni aufgeschlagen. Taormina ist viel zu nobel für campingplätze. überhaupt wirkte der ort eher so, als würden hier kreuzfahrttouristen der nobelsten sorte residieren. das mag aber ein vorurteil sein. als wir jedenfalls am campingplatz eincheckten, wunderte ich mich wieder ein wenig. ich hatte gelesen, dass man am besten reservieren sollte, weil august die hauptreisezeit der einheimischen ist und dann gerne alles voll sei. es herrschte aber gähnende leere. glück für uns, aber auch ein wenig traurig. von ungefähr 200 liegen am strand waren maximal 6 besetzt, 2 davon von uns. als wir dann mit dem bus nach taormina fuhren, waren wir deshalb noch viel mehr überrascht, als nach und nach hunderte touristen versuchten den gleichen bus zu nehmen wie wir. und durch Taormina wälzten sich die touristen wie durch Venedig an jedem schönen Sommertag. wir blieben nicht lange.
Tipps für Taormina:
- Camping Paradise: Gute Lage, direkt am Strand und Bushaltestelle vor der Einfahrt. "Italienische Verhältnisse" was die Pünktlichkeit der Busse betrifft.
- Essen: In der Pizzeria Villa Zuccero gibts herrliche Antipasti und köstliche Pizze. Bei La Cucina di Riccabono sollte man sich nicht durch die, sagen wir außergewöhnliche Deko abschrecken lassen. Es kocht ein älteres Ehepaar mit viel Liebe. Die mit Pistazien gefüllten Ravioli lassen mir immer noch das Wasser im Mund zusammen laufen. Selbstgebackene Grissini und Bruschette als Gruß aus der Küche waren ebenfalls hervorragend.
unser nächster und letzter stop brachte uns nach Palermo. die stadt hat mich total überrascht und war vermutlich sogar mein highlight des urlaubs. zuerst war ich besorgt, weil ich gelesen hatte, dass Palermo im sommer unerträglich heiß (ich liebe winter! den sommer nicht so sehr...) und über die maßen überlaufen sei. nachdem wir aber am nachmittag bei strömendem regen in der stadt ankamen, waren wir froh, als sich am nächsten tag wieder die sonne zeigte. mittlerweile war schon die zweite augustwoche und das bedeutete auch, dass sehr viele palermitaner bereits im urlaub und somit nicht mehr in der stadt waren.
auch Palermo erkundeten wir (wie fast alle städte) größtenteils zu fuß. von der freundlichen dame bei uns am campingplatz bekamen wir ein paar tipps zu den must sees, die wir dann auch brav abklapperten.
der mann hatte noch eine eigene to do liste, kulinarischer art. Palermo ist für sein außergewöhnliches street food bekannt. milz, lunge, beuschel, darm - alles frittiert und im panino gegessen. absolut nichts für mich. wir begnügten uns dann mit panelle, einem sandwich mit frittierten streifen aus einer art kichererbsenteig, kartoffeln und auberginenstücken. nicht fehlen durften außerdem cannoli und granita. das sizilianische granita hat wirklich rein gar nichts mit dem quietschbunten granita aus sich drehenden plastikbehältern zu tun, die man aus manchen eisdielen kennt. es ist vielmehr eine cremige masse, die wie eis in becher gespachtelt und dann gelöffelt wird. klassiker sind das granita alla mandorla und das granita al caffè con panna. beides haben wir in einer dermaßen urigen bude bestellt - es war mehr als nur ein kulinarisches erlebnis.
Tipps für Palermo:
- Camping Idea Vacanze liegt außerhalb von Palermo in der Gemeinde Isola delle Femmine. Es gibt eine Busverbindung in die Stadt nach Palermo. Sehr unkompliziert!
- Essen: Für die "full experience" greift man in Palermo zu Street Food. Wer nicht ganz so experimentierfreudig ist, stürzt sich so wie ich auf Panelle bei 'nni franco u' vastiddaru, Granita in der Caffetteria Del Corso und Cannoli in egal welcher Bäckerei.
- Sightseeing: Palazzo Reale, die Cattedrale, der Mercato Vucciria und der Porto lassen sich ganz leicht zu Fuß erkunden. Es gibt auch mehrere Hop-on Hop-off Anbieter.
die fähre von Palermo richtung Livorno hatten wir 2 oder sogar 3 monate vorher bereits gebucht. das war wichtig, weil sie nur 2x pro woche in diese richtung fährt und wir nicht die ganze strecke durch Italien mit dem wohnmobil zurücklegen wollten. auch diese fährfahrt verlief ohne zwischenfälle, obwohl ich auch da wieder schauergeschichten gehört hatte. wichtig war für uns, dass wir eine kabine hatten, in der wir in einem bett schlafen konnten. so waren wir am nächsten tag gut ausgeruht und konnten problemlos die heimreise antreten.
wir haben während diesem 4-wöchigen roadtrip italien nochmal ganz anders kennen gelernt. südlicher als Rom waren wir vorher beide nämlich noch nie. die gastfreundschaft der italiener, die landschaft oder das herrliche essen sind nur einige gründe, weshalb ich dir italien ans herz legen möchte. natürlich ist mir klar, dass nicht alle so gern campen und/oder schon gar nicht mit dem wohnmobil unterwegs sein können oder wollen. aber das macht ja nichts. roadtrips können ja individualisiert werden. vielleicht war der eine oder andere tipp für dich dabei - wenn ja, lass es mich gerne wissen.
ich bin gespannt auf unser nächstes abenteuer!